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Ü50-Polnische Katze rettet Sieg

Montagabend war Derbyzeit, denn mit dem VfB Hellerau-Klotzsche (in Folge nur kurz „Die Werft“ genannt), war der Ortsnachbar zu Gast, welcher für uns damit die Serie der Endspiele um die Stadtmeisterschaft einläutete. Kurz vor dem Spiel klapperte es schon mal in der Kabine, denn das Radeberger Rähmchen, als Dankeschön für die Spielverlegung aus dem Hinspiel, wurde von den Gästen noch nachträglich geliefert. Ehrenmänner!

Die Konstellation vor dem Spiel war klar, denn mit einem Sieg würden wir einen großen Schritt in Richtung Stadtmeisterschaft machen. Bei einer Niederlage hingegen würde es an der Tabellenspitze nochmal richtig spannend werden, zumal „Die Werft“ letzte Woche, mit der SG Striesen, einen weiteren Titelaspiranten mit 5:2 bezwang. Ganz nebenbei wäre so eine Niederlage auch mächtig Wasser auf die Mühlen der ewigen Pessimisten, welche es immer wieder schaffen, selbst mit dem Siegerbier in der Hand den mahnenden Zeigefinger in die Höhe zu strecken. Ja ich weiß, manche Dinge ändern sich eben nie und irgendwie ist das ja auch ein Teil gelebte Tradition und auch ein gutes Zeichen dafür, das eben alles in das große gemeinsame Ziel investiert wird. Unter der Woche waren einige Krankheitsbedingte Ausfälle zu verkraften, doch wenn uns in diesem Jahr wieder etwas auszeichnet, dann ist der große Kader und die Hilfsbereitschaft von allen Spielern. Die äußeren Rahmenbedingungen hingegen entpuppten sich kurz nach Anpfiff als typisches Aprilwetter und boten zwischen Kälte, Sonne, Mond und leichtem Schnee nahezu alles an. Die ersten 10 Minuten spielten wir genau das Spiel, welches der Käpt`n Holm vorgab, nämlich den Gegner und Ball laufen lassen. Es ergaben sich dadurch zwar kaum Torchancen, aber für uns hieß es erst einmal „Sicherheit vor Ergebnis“. Da „Die Werft“ aber mehr tun musste als wir, investierten diese nun auch deutlich mehr und erhöhten den Druck. Das tat dem Spiel aber auch gut, denn es ergaben sich nun doch Torchancen und die Torhüter auf beiden Seiten bekamen mehr Arbeit und konnten sich mit starken Paraden auszeichnen Da jedoch aber beide Teams im Abschluss zu ungenau agierten, blieb es bis zur Halbzeit beim Leistungsgerechten, aber eben auch Torlosen Unentschieden.

Was auch immer im Pausengetränk war, es hat jedenfalls dazu geführt, dass wir in der zweiten Hälfte unsere Linie nicht so richtig wieder gefunden haben. Es wurde teilweise wild nach vorn gespielt und „Die Werft“ nutzte unsere Fehler zu schnellen Kontern. Hatte uns in der ersten Hälfte der eigene Ballbesitz noch genügend Luft verschafft, gelang es uns nun nicht mehr, diesen entsprechend auch auszuspielen. Viele Bälle gingen verloren, Chancen wurden kaum erarbeitet und wenn, dann wurden sie leichtfertig vergeben. „Die Werft“ hatte zwar im Großen und Ganzen keine Feldüberlegenheit, aber, und das muss man fairerweise anerkennen, einfach die besseren Chancen, da wir oft unsortiert verteidigten. Aber auch der Gegner nutzte seine teils hundertprozentigen Möglichkeiten nicht. So dauerte es bis zur 60. Minute, als eine einzige Aktion das Spiel entscheiden sollte. Zweikampf, nein eigentlich Dreikampf im Hellerauer Strafraum, denn ein Weixdorfer und zwei Hellerauer versuchen im Tackling den Ball zu erreichen. Beim Kontakt gehen alle Beteiligten zu Boden, der Schiedsrichter pfeift und zeigt auf den Punkt. Alle Diskussionen hierüber sind müßig und natürlich hat jede Mannschaft Ihren Blickwinkel. Da sich aber auch die Proteste der meisten gegnerischen Spieler in Grenzen hielten, kann die Entscheidung so falsch nicht gewesen sein. Im Endeffekt übernahm Sven Freudenberg die Verantwortung und versenkte den fälligen Strafstoß sicher im Tor. Wer nun dachte, dass uns diese glückliche Führung entsprechende Sicherheit geben würde, der wurde enttäuscht, denn jetzt begann der Ritt auf der Rasierklinge, der Tanz mit dem Feuer, der Drahtseilakt oder gar ein Vabanquespiel. Egal was, sucht es euch raus, denn es trifft einfach alles zu, denn unverständlicherweise bekamen wir keine Ordnung mehr in unser Spiel. Laut allgemein bekanntem Fußballlehrbuch „Die Polemik der Zuschauer“ und dem darin enthaltenen Kapitel „Fußballphrasen, die immer gehen“ ist man an der Außenlinie immer schnell geneigt, das alles auf die Abwehr zu schieben, jedoch fängt diese eben schon in der gegnerischen Hälfte an und das, liebe Freunde, ist einfach eine Tatsache. Die Chancen für „Die Werft“ nahmen jedenfalls zu und wurden auch hochkarätiger. Zum Glück haben wir aber unsere Polnische Katze Grzegorz „Gregor“ Fidali im Tor und was der Typ mit seinen über 50 Jahren hält, das ist einfach spektakulär und manchmal auch irgendwie unglaublich. Letztendlich haben wir ihm den Sieg zu verdanken und um es mit einer letzten Phrase zu beschreiben: „Er hat uns einfach den Arsch gerettet!“. Am Ende blieb es beim knappsten aller Siege und bei drei wichtigen Punkten für uns im Meisterrennen.

Es war ein unheimlich spannendes und intensives Spiel, welches eigentlich keinen Sieger verdient hätte. Hoffen wir einmal, dass uns das Glück weiter erhalten bleibt und ja, vielleicht haben ja die Eingangs erwähnten Mahner, mit ihrem erhobenen Zeigefinger, doch nicht ganz so Unrecht. Bereits am nächsten Montag, dem 29.04. um 19.00 Uhr haben wir zu Hause auf unserem Platz die Gelegenheit, im Spitzenspiel gegen die SG Striesen, selbst darauf die passende Antwort zu geben.

Folgende Spieler waren im Kader: Holm Brauny, Thomas Buder, Stefan Eckert, Gregor Fidali, Sven Freudenberg, Malek Goutal, Jens Lissner, Rainer Menzel, Ralf Nicklisch, Harald Rausch, Marcel Schaller, Jan Vogel

Text: Dirk Zschieschang und ein Hauch von Schallis Ironie        Foto: Schalli