Nach dem heutigen Turnier in Schwepnitz muss ich mal ein wenig Traumabewältigung absolvieren und am besten geht das wahrscheinlich dadurch, das ich das Erlebte einfach hier beschreibe.
Kaum zu Hause habe ich aber sicherheitshalber noch einmal im Duden nachgeschaut, was dort unter dem Wort „Fußball“ steht. Wortwörtlich ist dort „Fußball, zwischen zwei Mannschaften ausgetragenes Ballspiel, bei dem der Ball nach bestimmten Regeln mit dem Fuß, Bein, Kopf oder durch körperlichen Einsatz unter Vermeidung absichtlicher Berührung mit der Hand oder dem Arm über die Torlinie des gegnerischen Tores zu spielen ist.“ So weit so gut, denn erst das ebenfalls im Duden beschriebene Beispiel „[einen attraktiven, exzellenten] Fußball spielen“ zeigt, worauf ich hinauswill. So viel hohe und weite Bälle wie bei unseren Gegnern heute, habe ich bisher bei noch keinem Spiel oder Turnier gesehen. So viel „Hau mal richtig dran!“, „Spiel den Ball hoch nach vorn!“ oder „Schieß doch mal!“ habe ich ebenso bisher noch nie gehört. Das lässt mich heute ein wenig ratlos zurück, ob denn der Kinderfußball in dieser Region seinen Namen auch wirklich verdient. Doch der Reihe nach, denn eigentlich hatte ich das Turnier deshalb angenommen, damit unsere Jungs auch einmal andere Gegner und ein anderes Spielsystem kennen lernen.
Im ersten Gruppenspiel trafen wir auf Königsbrück und konnten uns von Beginn an, mit schönen Pässen und Dribblings in der gegnerischen Hälfte fest spielen. Mit einer soliden Zwei-Tore-Führung lagen wir auch super im Rennen. Leider ruhten sich unsere Jungs dann aber darauf aus und durch unnötige Fehler luden wir nun den Gegner zu Toren ein, die dieser noch zu drei von denen nutzte. Eine Niederlage so unnötig wie Fausthandschuhe im Sommer und so ärgerlich wie eine Mücke im Schlafzimmer. Im zweiten Spiel gegen Bischheim, die mit einem sehr jungen Kader angetreten waren, machten wir spielerisch genau so weiter und konnten uns mit acht Toren ein wenig den Frust von der Seele schießen. Im letzten Spiel gegen die bisher ungeschlagenen BSW Lausitz ging es nun um den Einzug ins Halbfinale. Auch hier machten wir wieder das Spiel, dribbelten und passten vom aller feinsten und hielten jeden Ball flach. Nur der Lohn, in Form von Toren, sollte am Ende fehlen. Der Gegner hingegen spielte jeden, aber auch wirklich jeden, Ball vom Torwart hoch und weit hinaus und nutzte diese rustikale Spielweise zu drei Toren. Damit war der Traum vom Weiterkommen vorbei und unsere Jungs konnten im Spiel um Platz 5 noch einmal zeigen was sie können. An der Seitenlinie diesmal Coach Nevio, der sich im letzten Spiel verletzt hatte. Schmunzelnd und gelassen konnte ich, auf dem Rasen liegend, mitverfolgen, wie der Junge seine Mannschaftskameraden coachte und selbst ein- und auswechselte. Da geht dir als Trainer das Herz auf, wenn du so etwas siehst und du weißt, dass wir in dieser Saison weniger falsch als richtig gemacht haben. Am Ende des Spiels standen erneut acht eigene Tore auf der Habenseite und damit Platz 5 in der Abschlusstabelle, zugleich als Mannschaft mit den deutlich am meisten geschossenen Toren. Beim Finale von „Langer Ball 05“ gegen „Hoch und Weit 07“ machten wir uns mit den Jungs dann noch den Spaß und haben, bei einer gepflegten Seitenlinienbockwurst, die Finten der Spieler gezählt.
Wir sind bei 12 Minuten Spielzeit und 12 Feldspielern bei ganzen 11! Finten herausgekommen, dafür aber bei gefühlt 50 langen Bällen. Das hat mit Kinderfußball nichts zu tun und wird den Kindern später nicht gerade hilfreich sein. Ja mag sein, dass dies vielleicht etwas frustriert klingt, vielleicht auch etwas arrogant, aber als leidenschaftlicher Trainer sei mir das dieses eine Mal bitte verziehen. Danke aber hier auch an euch Eltern, die das genau so sehen wie wir Trainer und denen ein schönes Dribbling oder ein gelungener Pass lieber ist als der Sieg auf Krampf. In diesem Sinne noch ein Dank an unser Blauzüngiges Maskottchen und an Marco, der trotz Krankheit noch als Zuschauer dabei war.
Endstand:
- Königsbrück I
- BSW Lausitz
- Ralbitz
- Biehla
- SG Weixdorf
- Schwepnitz
- Königsbrück II
- Bischheim